„Zuckerwürfel“ mit Steuerfunktion

„Zuckerwürfel“ mit Steuerfunktion

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Added by 21. Januar 2014


 

Industrie 4.0 setzt auf dezentrale Strukturen und offene Standards

 

In unserer Reportage stellen wir das deutsche Großprojekt Industrie 4.0 und die erwarteten massiven Veränderungen im herstellenden Gewerbe vor. Statements aus einer programmatischen Rede von Wolfgang Wahlster, Visionär der industriellen Produktion, erläutern, was heute schon geht und was morgen kommen wird.

Link-Empfehlungen der Redaktion zu weiterführenden Informationen:

– zur Leitstudie und Umfrage in der Wirtschaft des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation „Produktionsarbeit der Zukunft“hier

– mehr über Industrie 4.0 auf dem Fachkongress in unserer Reportage „Das Internet von Allem“hier

 

Mehr zum Inhalt des Videos:

Der Fachkongress Industrie 4.0 – organisiert von der „Technology Review“ aus dem Heise Verlag – hat vor kurzem Experten eingeladen, um Status und Planungen des Großprojektes „Industrie 4.0“ vorzustellen. Das von der Bundesregierung mit 400 Millionen Euro Anschubfinanzierung ausgestattete Projekt soll helfen, den weltweit führenden Maschinenbau in Deutschland für die Zukunft fit zu machen. Sowohl in der Fraunhofer-Gesellschaft als auch beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, dem DFKI, entstehen etwa Modellfabriken, in denen die wichtigen Bausteine der Fabrik von morgen schon heute als Piloten realisiert werden. In seinem programmatischen Eröffnungsvortrag zeigte Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, CEO des anwendungsnahen Forschungsinstituts DFKI, das Beispiel aus der Smart Factory in Kaiserslautern.

Wahlster machte deutlich, dass sich unsere Vorstellung von der Fabrik der Zukunft grundlegend ändern wird. Neue Begriffe tauchen im einschlägigen Jargon auf: das „intelligente Werkstück“ oder die „cyberphysischen Systeme“ dokumentieren, dass Mikrochips in der Fabrik bald das Herzstück aller Vorgänge bilden werden. Es sind – wie Wahlster einführte – schon heute nur noch zuckerstückgroße Würfel, die das dezentrale Steuern der Produktion ermöglichen werden. Die „semantische Objektbibliothek“ und das „aktive Produktgedächtnis“ werden das Werkstück nicht nur in dieser Herstellungsphase, sondern weit darüber hinaus im gesamten Lebenszyklus begleiten und den Nutzer aktiv auf Fehlfunktionen oder Service-Themen hinweisen. Die Kommunikation der Werkstücke in der Fabrik, aber auch später im realen Produktleben, wird künftig über standardisierte, also offene Schnittstellen laufen, die auf dem IP-Protokoll des Internet aufsetzen. Wahlster mahnte, dass diese Standardisierung jetzt bereits der Schlüssel für einen globalen Markt werde, den Deutschland schon in der Gremienarbeit der Standardisierer aktiv begleiten müsste.

An der Front dieser Entwicklung mitzuwirken, haben sich innovative mittelständische Unternehmen in Deutschland auf die Unternehmens-Fahne geschrieben. Zum Beispiel die Wittenstein AG, Weltmarktführer mechatronischer Systeme, baut mit einem staatlich geförderten Projekt, in einem Konsortium zahlreicher Unternehmen eine cyberphysisch geprägte Produktion und Logistik auf. Sie soll den Nachweis erbringen, dass die Vernetzung von realer und virtueller Welt von Industrie 4.0 nicht nur die Flexibilität, sondern gleichzeitig auch die Produktivität steigern kann.

© mce mediacomeurope GmbH 2014

4 Comments

  1. Jens
    Jens 7 März, 2014, 13:37

    Ja, die 4. E(R)evolution ist schon sehr interessant. Nur werden hier auch wieder Arbeitskräfte frei. Das Problem der Krise wird damit nur noch weiter verschärft.

    Der Grund ist unser Geldsystem. Das sollte ja dann der Industrie 4.0 auch angepasst werden. Das bedeutet, dass die Löhne und Gehälter nicht mehr von den Betrieben und der Industrie bezahlt werden, sondern von einer unabhängigen Institution (EZB) jeden einzelnen monatlich ausbezahlt werden.

    So ist die Kaufkraft gewährleistet und alle können profitieren.

  2. susanne
    susanne 8 März, 2014, 12:00

    In derTat: Die Thematik Bezahlung menschlicher Arbeitskraft wird als ein massives Thema auf uns zukommen. Wir haben derzeit gesellschaftlich dazu noch keinen Plan, wie wir damit umgehen, wenn Maschinen intelligenter werden und menschliche Arbeitskraft weg rationalisieren. Ich denke, es wird zu einer Neudefinition kommen müssen, sowohl was die Bezahlung von Menschen betrifft, als auch was die Koordinaten von „Arbeitslosigkeit“ betrifft – Stichwort: ehrenamtliche Sozialarbeit und dergleichen.
    Die Redaktion

  3. Henrik Wittenberg
    Henrik Wittenberg 15 März, 2014, 21:11

    »Die Wirtschaft hat die Aufgabe, die Menschen von der Arbeit zu befreien.«

    Götz W. Werner, Gründer der dm-drogeriemärkte

    Arbeitsleistung zur Grundlage der Teilhabe am Wohlstand zu machen, ist gerecht, solange Wohlstand überwiegend durch menschliche Arbeitskraft erzeugt wird. Heute aber wird menschliche Arbeitskraft mehr und mehr durch „Maschinen“ (Automaten, Computersoftware) ersetzt. Halten wir dennoch an der ausschließlichen Verteilung von Einkommen über Arbeitsleistung fest, führt das entweder zu steigender Arbeitslosigkeit oder zu sinkenden Einkommen.

    Unser Wohlstand ist das Ergebnis erfolgreicher Innovationen. Innovationen steigern die Produktivität und befördern die Wertschöpfung: Sie ermöglichen es, Arbeitsabläufe zu automatisieren und menschliche Arbeitskraft einzusparen. Arbeitslosigkeit ist kein Zeichen von Armut, sondern ein Ausdruck der Produktivität und des Vermögens unseres Landes.

    Verzicht auf Innovationen ist Verzicht auf Wohlstand und damit auf Freiheit von unnötiger Arbeit.
    Freiheit der Bürger ist auch Freiheit von unnötiger Arbeit, die durch programmierbare Automaten verrichtet werden kann.

    Das Festhalten am Ziel der Vollbeschäftigung hat zur Folge, daß Bürger – ohne Not – dauerhaft zu Tätigkeiten gezwungen werden, die automatisierbar sind. Automatisierbare Arbeit ist ersetzbare Arbeit; ersetzbare Arbeit kann nicht sinnstiftend sein. Das Festhalten am Ziel der Vollbeschäftigung geht somit für eine steigende Anzahl von Bürgern mit dem Verlust beruflicher Sinnstiftung einher.

    Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger (…) stärkt die Unternehmen. Sie können automatisieren, ohne sich Sorgen um entlassene Mitarbeiter zu machen. Sie können auf leistungsbereite Mitarbeiter setzen, denn Erwerbsarbeit wird freiwillig geleistet.

    Quelle: http://www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de/de/thesen

  4. susanne
    susanne 16 März, 2014, 16:48

    Zwischenruf der Redaktion: Auch ich tendiere zu einem Modell dieser Art, es hat allerdings auch einige andere Implikationen, die ich gar nicht werten möchte. Neunzig Prozent der Menschen werden sich von der aktiven, kreativen oder schaffenden Seite der Gesellschaft in die Freizeitwelt der Belanglosigkeiten verabschieden. Assistend Living und künstliche Intelligenz werden ein übriges tun, diese Menschen von Entscheidungen und geistiger Tätigkeit weitgehend zu „entlasten“. Im Klartext: Wir werden eine krasse Zwei-Klassen-Gesellschaft bekommen, wie sie mit der Arbeitswelt nie möglich gewesen wäre – in der vielleicht sogar beide Klassen mit sich und der Welt vollauf zufrieden sind….

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